Chronik der Feuerwehr Stöckheim 1866 bis heute
1866 - 1891
Die im Jahre 1866 gegründete Feuerwehr Stöckheim ist die älteste noch bestehende Feuerwehr der Stadt Braunschweig. Das genaue Gründungsdatum ist leider nicht bekannt, war aber wahrscheinlich der 5. Februar, wie ein Eintrag vom 5. Februar 1905 vermuten lässt: „…Der Hauptmann F.E. macht bekannt, dass heute der 39ste Stiftungstag der Freiwilligen Feuerwehr sei, und bittet aus diesem Anlass ein Fass Bier auf Rechnung der Kasse abzutrinken, dasselbe geschieht auch.“
Nach einem älteren Bericht fand die erste Gesamtübung bereits am 18. Juni 1866 statt. Den Anstoß zur Gründung von Feuerwehren hatte im März 1862 der braunschweigische Landtagsabgeordnete Friedrich Wilhelm Reuter aus Heidelberg mitgebracht, wo er die Fabrik von Carl Metz für "Lösch- und Rettungsgeräthschaften und Feuerwehr-lnstructor" besucht hatte. Zurück in Braunschweig gründete er im Dezember 1862 die Freiwillige Turner-Feuerwehr Braunschweig, die sich aus jungen Menschen der Turnerschaft rekrutierte. Bei einer Großübung der Gesamt-Feuerwehr Braunschweigs konnte Reuter am 26. März 1870 nicht nur Vertreter des Staatsministeriums und der "Hohen Landesversammlung" begrüßen, sondern es waren ebenso elf Freiwillige Feuerwehren erschienen, darunter auch die Stöckheimer Wehr.
Die Feuerwehr Stöckheim war ebenfalls Gründungsmitglied des von Friedrich Wilhelm Reuter initiierten Braunschweigischen Feuerwehrverbandes. Am 10. Juli 1870 trafen sich 30 Deputierte aus 19 Feuerwehren in Wolfenbüttel und hoben den Verband aus der Taufe. In den fünfköpfigen Landesausschuss wurde auch der Kamerad Ebeling aus Stöckheim gewählt
Reuter war es auch, der in Zusammenarbeit mit dem Feuerwehrverband das "Gesetz, das Feuerhülfswesen betreffend" ausarbeitete, welches am 02. April 1874 verabschiedet wurde. Es war immerhin bis zu seiner Aufhebung durch das Reichsfeuerlöschgesetz von 1938 gültig, mit dem die Nationalsozialisten die Feuerwehr der Polizei als "Feuerschutzpolizei" unterordneten.
Nach dem Gesetz von 1874 war nun in jeder Gemeinde eine Feuerwehr aufzustellen. Wenn sich nicht genügend Freiwillige fanden, musste eine Pflichtfeuerwehr aufgestellt werden. Dadurch gelang es in relativ kurzer Zeit ein engmaschiges Netz von Feuerwehren im Herzogtum Braunschweig aufzubauen. So gab es im Umkreis von Braunschweig 1879 schon 67 Feuerwehren mit 1960 Mann und sieben Pflichtfeuerwehren mit 122 Mann. Der Feuerschutz befand sich auch durch technische Weiterentwicklungen von Handdruckspritzen und Pferdemotorspritzen schon auf einem hohen Niveau.
In früheren Jahrhunderten waren die Brandgefahren wesentlich größer. Die Höfe und Dörfer größeren Bränden meistens hilflos ausgeliefert. Die Häuser waren aus Fachwerk errichtet, dazwischen hatte man die Wände mit hölzernem Flechtwerk und Lehm versehen. Die meisten Häuser waren mit Stroh bedeckt, nur selten konnte man sich Dachziegel leisten. Bei einem ausbrechenden Brand kam es aber weniger darauf an, den Brand zu löschen, was mit Ledereimern und kleinen Handspritzen sowieso schwierig war. Man beschränkte sich hauptsächlich auf die Isolierung des Brandherdes, indem brennende Teile, vor allem das Strohdach, mit langen Feuerhaken eingerissen wurden. 1767 waren in Stöckheim folgende Gerätschaften zur Feuerbekämpfung vorhanden: 24 Ledereimer, eine Feuerleiter, zwei Feuerhaken und ca. 12 Handspritzen. Dabei war es bei einem Feuer im Dorf selbstverständlich, dass jeder mithalf das Feuer zu löschen, nicht zuletzt auch aus Eigeninteresse, denn das eigene Haus lag ja in der Nachbarschaft. Löschwasser entnahm man aus Gräben, dem Dorfteich Ütschenpfuhl schräg gegenüber der heutigen Grundschule und natürlich auch aus der Oker. Mit Feuereimern wurde eine Kette von der Wasserentnahmestelle bis zum Brandherd gebildet.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schlossen sich die Dörfer Ahlum, Atzum, Apelnstedt, Melverode und Stöckheim zu einer Löschgemeinschaft zusammen. Es wurde eine gemeinsame Feuerspritze angeschafft die im Atzumer Spritzenhaus untergestellt wurde. 1819 wurden Melverode und Stöckheim dem Kreisgericht (ab 1825 Kreisamt) Riddagshausen zugeordnet, was beide Dörfer aufgrund der großen Entfernung zu Atzum und den jährlichen Kosten bewog, aus dieser Löschgemeinschaft auszutreten. 1826 schloss sich Stöckheim mit Melverode und Rüningen zu einer neuen Löschgemeinschaft zusammen. Die anzuschaffende große Feuerspritze sollte in einem noch neuzubauenden Spritzenhaus in Stöckheim untergebracht werden. Die neue Handruckspritze wurde 1827 vom Braunschweiger Glockengießer Wicke zu einem Preis von 271 Talern und 16 Groschen ausgeliefert. Zur Spritze gehörten noch zwei Schraubenschlüssel, ein Vordergeschirr, acht Stränge zum Pferdeanspannen, eine Wagenbürste sowie eine Schmierdose. Weitere Gerätschaften, wie Hammer, Zangen, Laternen, musste der Spritzenmeister, der Stöckheimer Schmied Johann Peter Martin Brüggebusch, aus eigener Tasche bezahlen. Allerdings bezog er für seine Aufgabe ein festes Gehalt, was mindestens 4 Taler im Jahr betrug. Das Spritzenhaus war 6,84 Meter lang und 3,99 Meter breit und lag am Südende Stöckheims, vor dem Hof des Großkothsassens Diedrichs. Die Baukosten des 1842 erstmals erwähnten Gebäudes betrugen 185 Taler, 11 Groschen und 3 Pfennige. 1838 trat Rüningen aus der Löschgemeinschaft aus, Melverode spätestens 1873 mit der Gründung einer eigenen Feuerwehr.
Ein erster Schritt in Richtung organisierter Feuerbekämpfung wurde 1832 durch die erste Feuerordnung für Landgemeinden gemacht, die Herzog Wilhelm erließ. Danach war für Neubauten zwingend vorgeschrieben: Eine feuerfeste Bedachung, eine Brandmauer längs der Feuerstellen und feuerfeste Außenmauern. Zuständig für alle feuerpolizeilichen Maßnahmen war das Herzogliche Amt, für Stöckheim war dies das Amt Riddagshausen. In jeder Gemeinde mussten zwei "Feuergeschworene" ernannt werden, die dem Ortsvorsteher bei der Verwaltung der Feuerpolizei“ zur Seite standen. Sie hatten zweimal jährlich unangekündigt Kontrollen durchzuführen. Jeder Ort wurde auch verpflichtet für ausreichende Löschwasserreserve zu sorgen, was für Stöckheim wegen der Okerlage unproblematisch war. Außerdem waren Feuerleitern, Feuerhaken, Feuereimer und innerhalb von drei Jahren eine Feuerspritze anzuschaffen und in einem "sicheren Local" unterzustellen.
In der im Jahre 1879 vom Kreisbranddirektor Reuter angelegten Statistik findet man für Klein Stöckheim folgende Eintragung: Manschaftszahl Freiwillige Feuerwehr 36, Ordnungsmannschaft 34, Fahrbare Spritzen: mit Saugwerk 1, ohne Saugwerk1, Druckschläuche 90m, Hauptmann: Heine.
Leider existieren aus dem ersten Vierteljahrhundert der Stöckheimer Feuerwehr keine Dienstbücher mehr. Erst von 1891 an sind Übungen und Versammlungen im vom Landwehr-Verein zum 25jährigen Jubiläum geschenkten Protokollbuch aufgeführt worden. Danach sind einer Eintragung vom 19. Juni 1906 zufolge die (wahrscheinlich zu der Zeit noch lebenden) Gründer der Wehr aufgezählt. Darunter sind auch noch heute in Stöckheim bekannte Namen: H. Heine, C. Goes, H.Goes, H. Neddermeier, Fr. Löhr und H. Wilke.
Von Anfang an wurden in der Feuerwehr Kameradschaft und Geselligkeit großgeschrieben. So kann man immer wieder von Festen oder gemeinsamen Ausflügen lesen. Über das 25 jährige Stiftungsfest am 24. und 25. Mai 1891 wird berichtet: "Um 1 1/2 Uhr versammelte sich die Feuerwehr auf dem Großen Weghause, um die Feuerwehren der Umgegend festlich zu empfangen. Unter Vorantritt der Husarentrompeter wurden" 31 Feuerwehren der Umgebung, "Landwehr und Gesangverein Klein Stöckheim begrüßt. Als um 1/2 4 Uhr der Branddirektor Herr Körner erschien, begann er das Fest mit einem Hoch auf den Prinzen Albrecht. Hierauf hieß der Gemeindevorsteher Herr Heine die eingetroffenen Gäste willkommen. Als dann Hauptmann Herrmann Isensee einen Rückblick auf die Entstehung der Feuerwehr warf und die Herren Wilke und Biethahn das 25jährige Dienstzeichen empfangen hatten, wurde zum Festumzuge durch das überaus festlich geschmückte Dorf angetreten, in demselben befanden sich auch die beiden unsrigen Feuerspritzen, doch hatte derselbe viel durch Regenschauer zu leiden. Hierauf fand Concert und darauffolgender Ball" bis zum Morgen statt. "Somit fand unser Stiftungsfest seinen schönsten Abschluß und es wird jedem bis ins hohe Alter in Erinnerung bleiben."