Chronik der Feuerwehr Stöckheim 1866 bis heute
1945 - 2000
Nach dem Krieg befahl die britische Militärregierung alle nationalsozialistischen Abzeichen und Symbole von der Uniform zu entfernen. Vielerorts verschwanden Akten, Schriftstücke und auch Protokollbücher. Die Feuerwehren unterstanden nicht mehr, wie seit 1936, der deutschen Polizei, sondern dem obersten Zivilverwaltungsoffizier der Militärregierung. Am 23. November 1946 wurde nach einem Beschluss der Militärregierung das Land Braunschweig aufgelöst und die in der britischen Zone liegenden Teile des Landes dem neugegründeten Land Niedersachsen einverleibt.
Nach Kriegsende gab es eine Reihe von Austritten zum Teil langgedienter Kameraden. Zudem waren drei Kameraden gefallen und weitere drei galten als vermisst. Doch durch den Zuzug neuer Bevölkerungsteile aus den verlorenen Ostprovinzen traten auch wieder neue Mitglieder der Feuerwehr bei, die diese nicht zuletzt stark mitprägten. Dabei sind stellvertretend zwei Personen zu nennen:
Hans Dreisow, der 1948 eintrat und von 1961-81 Gemeinde- bzw. Ortsbrandmeister war und Otto Hanisch, von 1950 an aktiv bei der Stöckheimer Feuerwehr und später Ehrenmitglied. Als erste nennenswerte Veranstaltung nach dem Krieg fand am 05. März 1949 ein Tanzvergnügen statt. Der Eintrittspreis lag bei 1,50 DM.
Bei der Generalversammlung am 28. März 1950 wurde die bisherige Führung der Wehr bestätigt. Gemeindebrandmeister wurde Gustav Schrader, Stellvertreter Otto Goes.
1956 im Jahr des 90. Gründungsjubiläums, bekam Stöckheim einen neuen Gemeindebrandmeister. Kurt Reupke löste den erkrankten Schrader ab. Am Wochenende des 07./08. Juli 1956 wurde dann das 90. Jubiläum gefeiert. Es gab nach einem "Vollalarm" eine Langstreckenübung gemeinsam mit dem Überlandfahrzeug, am folgenden Tag einen großen Festumzug und abends einen Fackelzug durchs Dorf. Zehn Wehren kamen als Gäste, dem Ehrenbrandmeister Gustav Schrader wurde das Ehrenabzeichen für 40jährige Mitgliedschaft in der Wehr und 25jähriger Tätigkeit als Hauptmann bzw. Gemeindebrandmeister überreicht.
Nur wenige Tage nach dem großen Fest folgte am 15. Juli 1956 um 12.00 Uhr ein "Katastropheneinsatz“. Stundenlang hatte es geregnet, "in noch nie dagewesenen unvorstellbaren Massen", sodass innerhalb von zwei bis drei Stunden ganze Ortsteile unter Wasser standen. Die Wehr musste noch 14 Tage lang bis zum späten Abend vollgelaufene Keller auspumpen.
Ebenfalls im Jubiläumsjahr 1956 entstand der Musikzug der Feuerwehr Stöckheim. Leider war die Feuerwehrmusikabteilung nicht von Dauer, so dass diese im Jahr 1961 wieder aufgelöst wurde.
Im Jahre 1961 wurde Hans Dreisow zum neuen Gemeindebrandmeister gewählt. Ein Jahr später erfolgte bereits ein neuer katastrophenähnlicher Einsatz. Beim Verlegen eines Telefonkabels wurde am 17. Januar 1962 durch einen Löffelbagger die Gasleitung am Grundstück Dorfstraße 7 beschädigt. Das im Keller ausströmende Gas entzündete sich und führte zu einer Explosion. Hierbei wurden Mauern und Innenräume völlig zerstört. Die 13 im Haus anwesenden Personen konnten zwar alle gerettet werden, waren aber zum Teil schwer verletzt. Das Gebäude wurde nach Schadensfeststellung gesperrt und mit Hilfe des Technischen Hilfswerks die noch stehenden, einsturzgefährdeten Mauern abgestützt.
1963 konnte auch der Stöckheimer Feuerwehr endlich das lang erwartete, schon mit dem neuen Ortsnamen beschriftete, moderne Löschgruppenfahrzeug LF 8 von der Gemeinde überreicht werden. Am 9. August 1963 änderte sich nämlich der Gemeindename „Klein Stöckheim“ in das historisch korrekte „Stöckheim bei Braunschweig“, war doch in der Urkunde von 1007 schließlich auch nur von „Stokkem“ die Rede. Das eigentliche Klein Stöckheim war ein Dorf in der Nähe von Groß Stöckheim, welches später aufgegeben wurde. So änderte sich auch der Name der Feuerwehr in Freiwillige Feuerwehr Stöckheim.
Das neue Fahrzeug verblieb bis 1981 in Stöckheim und war danach auch noch in Melverode im Einsatz.
Gleich zweimal feierte die Stöckheimer Feuerwehr im Jahr 1966 ihr 100jähriges Bestehen als eine der ältesten Feuerwehr im Landkreis Braunschweig. Im Februar gab es einen Kommersabend mit Festansprache durch den Bürgermeister und Gemeindedirektor, vom 23. bis 25. Juli 1966 ein "öffentliches Festprogramm". Es wurden ein Festball und ein Umzug durchs Dorf durchgeführt. Höhepunkt war jedoch die Einweihung des neuen Feuerwehrhauses am Bruchweg, welches mit erheblicher Eigenleistung und Zuschüssen des Landkreises, des Landes und der Landesbrandversicherung erbaut wurde und aktuell das älteste im Betrieb befindliche Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Braunschweig ist. Bis dahin musste die Feuerwehr mit einem kleinen Schuppen am Hohen Feld Vorlieb nehmen. Dieser Schuppen war so klein, dass das 1963 in Dienst gestellte LF 8 nicht mehr hineinpasste und es daher in einem Gebäude des Klärwerks stationiert wurde. Dieses Gebäude lag direkt neben dem Bauplatz des neuen Feuerwehrhauses, so dass dadurch der Umzug der Feuerwehr an den Bruchweg gewissermaßen vorweggenommen wurde.
Am 01. Februar 1966 war in Stöckheim eine Jugendfeuerwehr gegründet worden, in der Jugendliche von 10 bis 17 Jahren für den Feuerwehrdienst ausgebildet werden sollten. Erster Jugendwart wurde Rudolf Meyer. Die Stöckheimer Jugendgruppe nahm am 01. Juli 1967 zum ersten Mal außer Konkurrenz am Wettkampf der Wehren in der Stadt Braunschweig teil. Dabei konnte sie die versammelte Feuerwehr-Prominenz überzeugen, sodass sie für die gute Leistung einen Rundflug über Stöckheim erhielt.
Zu dieser Zeit pendelte sich das Einsatzaufkommen auf vier bis sechs Einsätze im Jahr ein. 1969 stieg die Zahl auf 16 und sollte ein Jahr später sogar auf 43 hochschnellen. Jedoch waren hiervon 39 Fehlalarme, die alle auf das Konto der Gesellschaft für Molekularbiologischen Forschung, dem heutigen HZI gingen.
Ende Januar 1974 hatte der Niedersächsische Landtag das "Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden" im Raum Braunschweig beschlossen. Am 28. Februar wurde der Landkreis Braunschweig aufgelöst, am 01. März kamen 22 Gemeinden, darunter Stöckheim zur Stadt Braunschweig. Aus dem Feuerwehrstützpunkt Freiwillige Feuerwehr Stöckheim wurde nun eine Ortsfeuerwehr mit Grundausstattung der Freiwilligen Feuerwehr Braunschweig und aus dem Gemeindebrandmeister ein Ortsbrandmeister. Auseinandergerissen wurde auch der alte Löschbezirk. Stöckheim kam mit Leiferde, Mascherode und Rautheim in den neu geschaffenen Löschbezirk IV der Stadt Braunschweig.
Beim größten Flächenbrand seit Bestehen der Bundesrepublik, dem Heidebrand im Sommer 1975, verbrannten 8.213 Hektar Wald. Auch Braunschweiger Wehren kamen nach dem 8. August zum Einsatz, die Stöckheimer wurden jedoch nur zweimal in Bereitschaft versetzt, ohne eingesetzt zu werden. Im gleichen Jahr wurde das Löschfahrzeug mit einem Sprechfunkgerät ausgerüstet.
Am 16. Mai 1981 fand vor dem Gerätehaus in Stöckheim die Übergabe des neuen Löschgruppenfahrzeugs LF 8 statt. Zur feierlichen Übergabe erschienen auch Ortsbürgermeister, Stadtbrandmeister und mehrere Ratsherren.
Auf einer Versammlung am 11. Dezember 1981 trat der langjährige Gemeinde- und Ortsbrandmeister Hans Dreisow zurück, sein Nachfolger wurde Walter Moldenhauer, der dieses Amt bis ins Jahr 2000 ausübte.
Im Jahr 1987 gab es innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr Braunschweig einige strukturelle Veränderungen. So wurden die Kennzahlen der der einzelnen Ortswehren, die bis dahin auf Basis der alphabetischen Reihenfolge zugeordnet waren, nun an die Löschbezirke angepasst. Seitdem ist die Ordnungszahl der Feuerwehr Stöckheim nicht mehr 22, sondern 43, da man im Löschbezirk IV die dritte Wehr ist. Der im gleichen Jahr aufgestellte Löschzug des Löschbezirks IV umfasste Fahrzeuge aus den Wehren Mascherode, Rautheim und Leiferde, während das Stöckheimer LF 8 als Einsatzreserve auf Löschbezirksebene diente.
1991 wurde die Anzahl der Löschbezirke von sechs auf fünf verkleinert. Zum Löschbezirk IV kam nun auch die Ortsfeuerwehr Melverode, welche einige Jahre später im Löschzug 84 die Ortsfeuerwehr Leiferde ersetzte.
Das Obergeschoss des Feuerwehrhauses war vom 13. Februar bis 11. November 1994 Baustelle. In 725 Arbeitsstunden wurde von den Kameraden der Schulungsraum umgebaut.